Rakxa Integrative Wellness – Bangkok, Thailand

Ich darf mich kurz vorstellen: Männlich, 43 Jahre, zwei Kinder im lautstarken Alter von zwei und drei Jahren, ein Bällebad mit 147 abends-aufräumbaren Bällen im Wohnzimmer, sieben E-Mail Adressen aus drei eigenen und zwei fremden Firmen, die eigenen Eltern um die 90 Jahre alt, Nachrichten, Instagram, TikTok und WhatsApp mit mitteilsamen Freunden auf dem Handy und nur zarte 24 Stunden am Tag Zeit zur Verfügung.

Es ist Dienstag, 14:30 Uhr und so sitze ich eine Stunde zu früh am Gate von Thai Airways. Der Grund: ich bin diesmal völlig alleine auf Reisen und die Ruhe kommt mir gespenstisch vor. 

 Ein bisschen fühle ich mich amputiert, so ganz ohne meine Familie und doch kribbelt in mir die Vorfreude auf Bangkok.

Nein keine Sorge, ich bin nicht auf dem Weg zu einem Junggesellenabschied, und werde mir auch kein Tattoo ins Gesicht stechen lassen. Im Gegenteil – vor mir liegt eine Woche der völligen Abstinenz im RAKxa Integrated Wellness.

Ein entspannter Direktflug später wartet der elegante Chauffeur trotz 29 Grad im dunkelblauen Anzug und öffnet mir die Tür zu seiner S-Klasse. Er ist so diskret, dass er auf der gesamten Fahrt nicht ein einziges Wort spricht, was durchaus eine willkommene Abwechslung ist zu den sonst so redseligen Hotelfahrern.

Bangkok, der riesige schwitzende Mega-Moloch, wie wir ihn liebevoll in unserer letzten Podcastfolge bei ListenToTravel genannt haben, bleibt diesmal draussen und zeigt sich nur am Fenster im ruhigen Fond des Wagens. Wir gleiten durch die Hochhausschluchten und als ich 40 Minuten später aussteige, ist von ihm auch nichts mehr zu sehen. 

Im Gegenteil, ich trete ein in eine grüne Oase am Chao Phraya River und werde mit einem Klangschalen-Ritual mit spektakulärem Blick auf einen weitläufigen See und der Skyline von Bangkok in weiter Ferne begrüßt.

Auch hier absolute Ruhe und man fragt sich in all dem Grün der 4.000 Bäume auf dem 85 Hektar Anwesen, wie die Menschen im Betongrau von Bangkok überhaupt atmen können.

Mir wird mein Treatment Plan für die nächsten Tage überreicht und mir schimmert, dass ich meine Familie nicht vermissen muss – ich hätte sie ohnehin kaum gesehen. Doch erstmal in meine Garden Villa und sich freuen, wie groß, modern, neu und luxuriös die Villa ist. Auf den ersten Blick kein Unterschied zu der Luxus Hotellerie des gehobenen Leisure Urlaubens. Beim Blick in die Minibar dagegen schon: Alkohol, Snacks, Süssigkeiten? Fehlanzeige! Vier gesunde Immun-Booster-Cold-Presses für den täglichen Verzehr. 

Na dann mal auf zu meiner ersten Health und Wellness Consultation, in der mein Treatmentplan noch einmal auf meine realen Bedürfnisse angepasst wird. Gleich danach folgt eine Doctor Consultation im Vitalllife, dem schul-medizinischen und klinischen Bereich des RAKxas in Kooperation mit dem Bangkok Bumungrad International Hospital. Mir werden viele Fragen zu meiner Gesundheit gestellt und ich werde eingehend untersucht. Ich möchte nicht chauvinistisch klingen, aber mir fällt es irgendwie leichter über die Regelmässigkeit meines Stuhlgangs mit einer einfühlsamen Thailändischen Ärztin zu sprechen, als es mir im rauen Deutschland fallen würde. Das liegt mit Sicherheit an der wirklich sehr liebevollen, freundlichen, umsorgenden und lächelnden Kultur Thailands, die alles Körperliche als völlig normal und un-tabuisiert akzeptiert. 

Es geht zum Lunch. 

Alles was im RAKxa auf den Teller kommt, wurde biologisch im eigenen Garten angebaut, keine Pestizide, keine Zusatzstoffe, keine Milchprodukte. Kleine feine Portiön-chen, die mir sehr, dem Wohlstandsspeck aber nicht schmecken. So gestärkt, gehe ich zum Funktional Fitness Assessment. 

Das GAYA Gym sieht anders aus als die typische Hotel-Muckibude. Fast jede Fitnessmaschine ist ein Hightechgerät mit Bildschirmen und Messinstrumenten. Ein Personal Trainer misst meine körperliche Verfassung an verschiedenen Geräten und stellt Dinge fest die weiter gehen, als nur „am Bauch könnten wir etwas Fett verlieren“. Zum Beispiel wird festgestellt, dass meine linke Beinmuskulatur 5% schwächer ist als meine Rechte. Um Knieprobleme im Alter zu vermeiden, wird mir ans Herz gelegt bei den „Lunges“ links (zu Deutsch Ausfallschritt) fortan 5 Wiederholungen mehr machen. Es folgt eine Marma Healing Massage und im Anschluss eine Crystal Healing Massage. 

Insbesondere bei Letzterer war ich skeptisch. Ein Pendel und Kristalle die unterschiedliche Schwingungen und heilende Wirkung haben sollen? Ich weiss nicht…

Danach bin ich eines Besseren belehrt. Mir ist nicht klar, ob es wirklich an den Kristallen liegt oder eher an den extrem zarten und fürsorglichen Händen, die meinen Kopf so sanft und liebevoll gehalten und gewiegt haben. Auf jeden Fall war das Ganze sehr emotional und extrem entspannend.

Ich lasse den Tag im Hydrotherapie-Bereich des RAKxa ausklingen und blicke durch bodentiefe Fensterfronten über den See hinweg in die rote Sonne, die gleich in die ferne Skyline von Bangkok eintaucht.

Zeit für Dinner im UNAM Restaurant.

Wunderbar, einfach mal nichts entscheiden zu müssen, denn die Menükarte zeigt nur das, was heute als 3 Gänge Menü auf den Tisch kommt. Eine Weinkarte mit 150 Weinen aus aller Welt durch die man sich durcharbeiten muss, fehlt im RAKxa natürlich ebenso. Alkohol gibt es hier nicht. Getrunken wird Wasser und ein Tee zum Dessert, welcher auf die eigene Gesundheit abgestimmt ist.

Alleine zu speisen, ist für mich anfangs ungewohnt und unbehaglich. Automatisch wandert meine Hand zum Handy, doch dann erblicke ich ein kleines Schild auf dem Tisch, das mich ermahnt den Kopf aufrecht zu halten und das reale Leben zu geniessen, wir befinden uns in einer Digital Detox Zone. Brav lasse ich das Handy fallen und beginne achtsam meine Umgebung, das Essen und andere Gäste wahrzunehmen. Ehrlich gesagt, ist das eine revolutionäre Erfahrung, die mir mit jedem Essen leichter fällt und reale Lebenszeit im Hier und Jetzt schenkt.